Tiefbauarbeiten für Glasfaseranschlüsse sorgen für Ärger

Osterwald wird mit Glasfaseranschlüssen versorgt. Das Erreichen der erforderlichen Anschlussquote konnte im vergangenen Jahr gemeldet werden, im Herbst ging es dann mit den ersten Tiefbauarbeiten los.

Das Unternehmen htp stellt die Anschlüsse im Bergort her. Dafür gibt es, im Gegensatz zu anderen Bereichen im Flecken Salzhemmendorf, keine Zuschüsse aus Steuergeldern. Der Netzbetreiber kann aber auf die mit Fördermitteln errichtete Infrastruktur in der Gemeinde aufbauen, wozu ein Vertrag mit dem Landkreis Hameln-Pyrmont geschlossen wurde. Tiefbau- und Installationsarbeiten werden im Auftrag von htp von mehreren Firmen wie Tavan, Bacha oder SWE Netzworks ausgeführt.

Neben den Arbeiten auf den Grundstücken und Häusern der Kunden wird dabei in jeder Straße des Ortes die Oberfläche geöffnet, um im Graben oder zwischen Kopflöchern per „Rakete“ Leerrohre für das spätere Einbringen der Glasfaserleitungen zu verlegen. Diese Straßen und Wege befinden sich in der Mehrheit im Eigentum des Fleckens Salzhemmendorf, im kleinen Rahmen auch des Landkreises Hameln-Pyrmont.

Qualität der Ausführung unzureichend

In der Einwohnerfragestunde zur Ortsratssitzung am 15. November machten mehrere Gäste darauf aufmerksam, dass die Qualität der Ausführung unzureichend ist. Oberflächen würden nicht angemessen wiederhergestellt, Provisorien hielten nur kurze Zeit sowie Straßenreinigung und der Lagerplatz an der Hohe-Warte-Straße ließen zu wünschen übrig.

Wo Asphaltflächen geöffnet werden mussten, sind diese zunächst nur provisorisch verschlossen worden. Dies ist zum Beispiel der Fall am Herzog-Julius-Brunnen, dort wurde die Hohe-Warte-Straße gequert. An Optik und Dauerhaftigkeit der Oberfläche muss hier natürlich keine übermäßige Anforderung gestellt werden, allerdings die Verkehrssicherheit gegeben bleiben. Zu erkennen ist, dass sich die Pflastersteine dort bereits lockern.

Gepflasterte Straße und Wege müssen fachgerecht wiederhergestellt werden. Dass dies derzeit nur bedingt gelungen ist, kann man zum Beispiel auf der Fahrbahn des Steigerbrinks, auf dem Gehweg der Hohe-Warte-Straße oder auch im Kreuzungsbereich An den Fichten / Hohe-Warte-Straße erkennen.

In der Ortsratssitzung am 10.01.2024 konnte kein neuer Sachverhalt berichtet werden. Ortsbürgermeister Torsten Hofer erläuterte in seiner Einführung zum Tagesordnungspunkt erneut die bekannten Kritikpunkte. Zur Frage, ob fehlende Bauüberwachung zu Qualitätseinbußen und zur ausbleibenden Beseitigung von Mängeln führen, verweist Gemeindebürgermeister Clemens Pommerening auf die Endabnahme mit den Unternehmern. Zwischenzeitlich wolle man jedoch auf Meldungen der Einwohner reagieren.

Anschlussarbeiten werden spontan durchgeführt

Termine für die Herstellung der Hausanschlüsse wurden nicht mit zeitlichem Vorlauf vergeben, sondern in vielen Fällen spontan kurz nach der Ortsbegehung durch den Inhaber eines Subunternehmers. Auch für die weitere Installation, die nach einer E-Mail von SWE Networks im Februar abgeschlossen werden soll, gibt es vorab keine Termine. „Normalerweise vereinbaren wir keinen Termin nur für das Einblasen des Kabels, da dies eine sehr schnelle Arbeit ist und 5–10 Minuten dauern kann. Wenn Sie zu Hause sind, wird die Arbeit sofort erledigt und wenn Sie nicht zu Hause sind, kommen wir zu einem anderen Zeitpunkt zu Ihnen zurück“, heißt es in der Ankündigung.

Stimmen der Osterwalder

Auf Social Media lobt ein User „schnelle und zügige Arbeiten“, was auch ein Besucher der Ortsratssitzung bestätigt. „(…) eventuelle Mängel (…) sollten dann bei der Schlussabnahme (…) aufgenommen und in der Beseitigung überwacht werden“, so heißt es weiter in dem Kommentar. Andere Bürger sind der Auffassung, dass die Bauarbeiten laufend zu überwachen sind, damit Mängel sofort gerügt und abgearbeitet werden können. Nach Kenntnisstand der Redaktion wurden Schäden an öffentlichen Flächen, auch wenn sie der Gemeinde bekannt gegeben wurden, bisher nicht beseitigt.

aha


Kümmert sich niemand?

Ein Kommentar von Andreas Hartnack

Ja, wir können froh sein, mit zukunftsfähigen Breitbandanschlüssen versorgt zu werden. Das wird niemand ernsthaft in Zweifel ziehen wollen. Möglich ist dies, weil der Landkreis Hameln-Pyrmont Steuergelder in die Hand genommen hat und nach einer Ausschreibung htp mit dem Ausbau der Bereiche beauftragt hat, die nur über sehr langsame, kupferbasierte Anschlüsse verfügten. Osterwald war in diesem ersten Schritt nicht dabei. Der Vertrag sieht dabei vor, dass das Unternehmen in einer zweiten Ausbaustufe sein Netz erweitern darf, um weitere Gebäude anzuschließen. Dafür gibt es kein weiteres Steuergeld, aber den Zugang zur mit Steuergeldern gebauten Infrastruktur, und zwar exklusiv für htp.

Daher widerspreche ich auch Bürgermeister Pommerening, der den aktuellen Ausbau „eigenwirtschaftlich“ nennt, weswegen der Landkreis sich raushalten könne. Die Arbeiten beruhen immer noch auf dem genannten Vertrag. Der Landkreis ist hier Auftraggeber und sollte sich kümmern.

Der Landkreis ist darüber hinaus Eigentümer der Kreisstraße 5 (Oldendorfer Straße), die erst ein ganzes Stück hinter der Ortstafel endet und auf der auch Tiefbauarbeiten stattfinden. Auch hier sehe ich die Kreisverwaltung in der Pflicht, für Überwachung der qualitätsgerechten Bauausführung zu sorgen. Für die Gemeinde Flecken Salzhemmendorf gilt das in gleicher Weise, hier sind alle anderen öffentlichen Straßen und Wege im Ort betroffen. Sie sollte sich kümmern.

Um nach Abschluss der Arbeiten eine qualitätsgerechte Wiederherstellung der Oberflächen gewährleisten zu können, müssen Mängel und Restarbeiten strukturiert erfasst, bei den ausführenden Unternehmen gerügt und die Abarbeitung überwacht werden. Gemeindeverwaltung, Landkreis und htp wurden durch den Verfasser dieses Textes auf die mangelhafte Ausführung hingewiesen, geantwortet hat nur der künftige Netzbetreiber. Er habe eine Bauüberwachung beauftragt, die täglich die Arbeiten überwache.

Reicht es denn, wie vom Flecken Salzhemmendorf praktiziert, bis zu einem Zeitpunkt X abzuwarten, dann eine Begehung auf Mängel durchzuführen und die Mängel zu rügen? Ich meine, das ist nicht der richtige Weg.

Zunächst sind da die Provisorien, also Straßenquerungen, die zunächst mit Pflastersteinen hergerichtet wurden, um zu einem späteren Zeitpunkt die Asphaltoberfläche zu ergänzen. Hier geht es um Verkehrssicherheit, da muss hingeguckt werden.

Dann gibt es die Pflasterbeläge, die nach dem Qualitätsanspruch von htp respektive deren Subunternehmer endgültig wiederhergestellt wurden, objektiv aber nicht mangelfrei sind. Es zeichnet sich ab, dass dies nicht einige wenige Stellen betreffen wird. Wie bei jeder größeren Baustelle empfehle ich, rechtzeitig mit dem Mängelmanagement zu beginnen. Es gibt keinen Grund, mit dem Abarbeiten der Mängel nicht sofort zu beginnen. Im Gegenteil: Bis zum Abschluss zu warten birgt das Risiko, dass die Kolonnen dann nicht mehr vor Ort sind und es ungleich länger dauert. Zu versuchen, alle Mängel en bloc bei der Abnahme zu erfassen, kann dazu führen, dass Stellen übersehen werden, die dann zulasten des Steuerzahlers behoben werden müssen. Das Worst-Case-Szenario ist, dass es den Unternehmer dann nicht mehr gibt, er auch keine Mängel mehr beheben kann.

Warum kümmert sich niemand?

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