Unverzichtbares Engagement der Feuerwehr
„Der freiwillige Feuerwehrdienst ist mehr als nur ein Ehrenamt“, betonte Landkreis-Dezernentin Sabine Brodersen am Sonnabend bei der Orts- und Gemeindebrandmeister-Dienstversammlung der Kreisfeuerwehr Stade im Gasthaus „Jägers Rast“ in Schwinge. Die örtliche Feuerwehr richtete die Veranstaltung im Rahmen der Feierlichkeiten anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens aus.
Es sei leider klar erkennbar, dass die Haushaltslage des Landkreises sich in den nächsten Jahren weiter verschlechtern werde. Dennoch sei für die Kreisverwaltung und für die Politik klar, dass die Ausstattung der überörtlichen Einheiten sowie der landkreiseigenen Einrichtungen und Einsatzfahrzeuge im Rahmen des Möglichen weiter optimiert werden, sagte Dezernentin Sabine Brodersen. Ein deutliches Zeichen dieses Engagements sei das in Rekordzeit fertiggestellte Katastrophenschutzzentrum in Stade-Ottenbeck.
Ausstattung für Katastrophenschutz
Der Zwölf-Millionen-Euro-Neubau werde jetzt eingerichtet. Die Notunterkunft stehe bereits für den Ernstfall bereit, um bei Katastrophen und Notfällen einen sicheren Zufluchtsort bieten zu können oder möglicherweise auch Flüchtlinge aufnehmen zu können. Auch eine Kreisfeuerwehrbereitschaft könne hier Unterschlupf finden. Derzeit würden die zukünftig rund um die Uhr einsatzbereiten Räume für den Katastrophenschutzstab, die Technische Einsatzleitung und die Funkzentrale eingerichtet. „Eine solche Einrichtung ist in der Region einzigartig“, sagte die Dezernentin. Beispielgebens sei auch die Deichverteidigungsübung im Sommer im Alten Land mit rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern gewesen.
Gewalt gegen Einsatzkräfte
Mit nachdenklichen Worten wandte sich Sabine Brodersen dem Thema „Gewalt gegen Einsatzkräfte“ zu. Verbale und körperliche Übergriffe seien auch im Landkreis Stade leider immer wieder an der Tagesordnung. Die Landkreis-Spitze habe sich dazu jüngst mit der örtlichen Polizeiführung und mit Polizeipräsident Thomas Ring von der Polizeidirektion Lüneburg ausgetauscht. „Wir sind davon überzeugt, dass es eines gemeinsamen Schulterschlusses aller Organisationen bedarf. Alle Vorfälle müssen öffentlich gemacht und zur Anzeige gebracht werden. Hier darf es keine Toleranz geben“, sagte die Dezernentin.
Jahreswechsel als Weckruf
Sabine Brodersen betonte: „Der Jahreswechsel 2023/2024 im Altländer Viertel in Stade muss ein Weckruf sein, so etwas darf sich aus unserer Sicht nicht wiederholen.“ Dort waren in der Silvesternacht Feuerwehrleute und Polizisten mit Böllern beschossen und beworfen worden. Ein Polizist wurde verletzt, zwei Feuerwehrfahrzeuge wurden beschädigt. Die Einsatzkräfte mussten sich daraufhin aus dem Problemviertel zurückziehen. Die Täter wurden von der Polizei nicht ermittelt. Im Altländer Viertel war es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Übergriffen auf Einsatzkräfte gekommen.
Blick aufs Einsatzgeschehen
Kreisbrandmeister Peter Winter blickte im Rahmen der Versammlung turnusmäßig auf das Einsatzgeschehen in den vergangenen zwölf Monaten: Er berichtete von 2941 Einsätzen, 275 weniger als im Vorjahreszeitraum. Von extremen Sturmlagen sei der Landkreis verschont geblieben, doch das Hochwasser zum Jahreswechsel schlage sich in der Statistik nieder. Ob die einzigartige Suchaktion nach dem kleinen Arian aus Elm, die Hilfstransporte für die Ukraine oder die Veröffentlichung des Blaulicht-Magazins: Das Engagement der Feuerwehren und Hilfsorganisationen im Landkreis Stade sei vielfältig und gehe oft Hand in Hand vonstatten, sagte auch Sabine Brodersen.
Drei Fahrzeuge vom Land
Auf der politischen Ebene werde laut dem Kreisbrandmeister die Parlamentsberatung der geplanten Änderung des Niedersächsischen Brandschutzgesetzes im November mit Spannung erwartet. Sowohl der Landesfeuerwehrverband, als auch die kommunalen Spitzenverbände hatten Änderungsbedarfe angemeldet. Unter anderen gab es Kritik an den Plänen der Landesregierung, den Kommunen jährlich sechs Millionen Euro weniger aus der Feuerschutzsteuer zuzuleiten und stattdessen auf Landesebene zentral Fahrzeuge zu beschaffen. In den vergangenen Monaten waren bereits Löschgruppenfahrzeuge für den Katastrophenschutz zentral beschafft und in der Fläche verteilt worden. Drei gingen in den Landkreis Stade, wie der Kreisbrandmeister lobend feststellte: Sie sind jetzt in Hüll, Burweg und Sauensiek stationiert. Bisher hatte der Landkreis Stade noch kein vom Land finanziertes Fahrzeug bekommen.
Investitionen des Landkreises
Der Bund werde dem Landkreis in absehbarer Zeit ebenfalls ein Löschgruppenfahrzeug für den Katastrophenschutz zur Verfügung stellen, dies soll dann in Dollern stationiert werden. Der Landkreis sei auch selbst „weiterhin konsequent in Sachen Fahrzeugbeschaffungen für die Kreisfeuerwehr tätig“, sagte Peter Winter. Aktuell beauftragt seien ein neuer Gerätewagen für den Fachzug „Messen & Spüren“ sowie ein neuer Einsatzleitwagen für den Führungsdienst Umwelt. Bereits im Zulauf sei ein „Abrollbehälter Wasser“ mit 10.000 Liter Fassungsvermögen nach dem Vorbild der Kreisfeuerwehr des Landkreises Harburg, der etwa bei Vegetationsbränden zum Einsatz kommen soll.
Lob für Politik und Verwaltung
Der Kreisbrandmeister hob die „immer gute Zusammenarbeit in Sachen Beschaffung von notwendigen Fahrzeugen und Ausrüstungsgegenständen“ mit Politik und Verwaltung des Landkreises hervor: „Wir haben in allen relevanten Gremien immer ein offenes Ohr gefunden und konnten unseren Bedarf entsprechend begründet vortragen, sodass fast ausnahmslos alle Anträge positiv beschieden wurden.“ Das Ergebnis dieser vertrauensvollen Zusammenarbeit zeige sich an der sehr guten Ausstattung – speziell der Umwelteinheiten.
Erfolgreiche Jugendarbeit
Erfreulich sei die Entwicklung bei der Nachwuchsarbeit. Die Kreisjugendfeuerwehr habe viele kreisweite Veranstaltungen, Wettbewerbe, Zeltlager sowie Fortbildungsangebote für Betreuerinnen und Betreuer ausgerichtet. Peter Winter dankte dem Team um Kreisjugendfeuerwehrwart Björn Heibült „für diese großartige und aufwendige Arbeit“. Im März hatten die Feuerwehren Brest, Reith und Wohlerst die erste Kinderfeuerwehr in der Samtgemeinde Harsefeld aus der Taufe gehoben. Im Oktober war in Drochtersen eine Kinderfeuerwehr gestartet. Im nächsten Jahr findet das Zeltlager der Kreisjugendfeuerwehr auf Krautsand statt.
Neuer Fachzug Energie
Um für einen länger andauernden Stromausfall gerüstet zu sein, wurde im Frühjahr ein Fachzug Energie eingerichtet. Dieser soll im Fall der Fälle die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren und Katastrophenschutzeinheiten und, sofern möglich, auch des Rettungsdienstes und der Polizei sicherstellen. „Ein nennenswerter Teil der dafür nötigen Ausstattung wurde bereits durch den Landkreis beschafft bzw. bestellt“, sagte der Kreisbrandmeister. 65 Einsatzkräfte stünden zur Verfügung. Im Dienstbetrieb werde der Fokus auf die Einweisung und Unterweisung in Fahrzeuge und Technik gelegt.
Probleme mit der NLBK
Völlig unzureichend sei weiterhin die Lehrgangskapazität an der Niedersächsischen Landesakademie für Brand- und Katastrophenschutz (NLBK). Es gebe viel zu wenig Lehrgangsplätze und diese würden zu spät zugeteilt. Der Kreisbrandmeister resümierte, dass es durch den kompletten Entfall des Truppführer-Lehrgangs, verbunden mit der Verlagerung von Ausbildungsinhalten auf die kommunale Ebene, „nicht zu der erhofften und propagierten Ausbildungsverbesserung für unsere Kameradinnen und Kameraden am NLBK gekommen ist“. Der anhaltende Druck durch die Landespolitik und die kommunalen Spitzenverbände mache aber Mut, dass es in den nächsten Jahren „doch noch Veränderungen geben wird“.
Ehrungen und Beförderungen
Der Schwinger Ortsbrandmeister Torsten Bluschke erhielt das Feuerwehrehrenzeichen am Bande des Landes Niedersachsen. Er engagiert sich seit Jahrzehnten in den Umwelteinheiten der Kreisfeuerwehr.
Vier Beförderungen wurden vollzogen: Fabian Plath (Stade – Zug I) zum Hauptlöschmeister, Jonas Schuldt (Großenwörden) und Björn Heibült (Apensen) zum Oberbrandmeister sowie Carsten Fricke (Deinste) zum Hauptbrandmeister.
Quelle: Landkreis Stade
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