Lesung Johann Voß: „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen“
Johann Voß: „Was geschehen ist, kann wieder geschehen.“
Gedichte und Lieder zum Tag der Auschwitz-Befreiung
Gedenkstätte Wohld-Schandelah
A 39, Abfahrt Scheppau,
Richtung Hordorf, an der Landesstr. 633
27. Januar, 12 Uhr
Über den Autor:
Vor 79 Jahren, am 27. Januar 1945, befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Zur Erinnerung an diesen Tag liest der Lyriker und Liedermacher Johann Voß ab 12 Uhr Gedichte und Lieder an der Gedenkstätte Schandelah-Wohld.
Johann Voß traf in der Begegnungsstätte Oswiecim zu Beginn der 90er-Jahre eine Woche lang mit Überlebenden des Lagers Auschwitz-Birkenau zusammen. Sie berichteten u.a. von den Versuchen zu überleben, von den schändlichen Details der Erniedrigung, der Entmenschlichung und der bestialischen Folterlust der SS-Aufseher, von Stehbunkern, von Tötungen durch Luftspritzen in die Venen, von stundenlangen Appellen bei gleißender Hitze und bei klirrendem Frost, vom Ausheben von großen Gruben für die Asche aus den Krematorien, von den Selbsttötungen am Elektrozaun, von den zur Prostitution gezwungenen Frauen …
Von diesen Naziverbrechen handeln die Gedichte und Lieder* von Johann Voß. Das Verbrecherische und Unmenschliche war nicht nur System in den großen und bekannten Lagern wie z.B. Theresienstadt, Dachau, Sachsenhausen oder Riga. Für Wolfsburg forderte Ferdinand Porsche 800 Häftlinge zur Produktion an, in Beendorf bei Helmstedt mussten Gefangene unter Tage Munition für die Nazis bauen, in Schandelah wurden Häftlinge ab 1944 zum Abbau von Ölschiefer gezwungen, um der Treibstoffknappheit entgegenzuwirken. Mehr als 200 Zwangsarbeitende kamen
dabei ums Leben.
Erinnern ist das eine, Warnung vor möglichen Wiederholungen das andere. Aus diesem Grund thematisiert Voß auch rassistische Verbrechen von heute. So besuchte er 2016 den Bürgermeister Nierth im sachsen-anhaltinischen Tröglitz. Dort hätten ca. 40 Geflüchtete in einem renovierten Reihenhaus unterkommen können, allerdings steckten die Nazis die Unterkunft in Brand und bedrohten mit bekannten Skandierungen direkt vor dem Haus den Bürgermeister und seine Familie. Das weltweite Problem des Rassismus wird überdies besonders bewortet in dem Gedicht „die luft zum atmen“*. Es erinnert an die Tötung des dunkelhäutigen George Floyd, der am 25. Mai 2020 von einem weißen Polizisten in Minneapolis umgebracht wurde.
Wir wissen aus Brechts Anti-Hitler-Stück „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“, dass „der Schoß noch fruchtbar ist, aus dem das kroch“. Wir kennen die Mahnung von Primo Levi: „Was geschehen ist, kann wieder geschehen!“
In dieser Verpflichtung trägt Voß Gedichte und Lieder vor, damit nichts und niemand vergessen wird, damit demokratisch gesinnte Menschen widerständig gegen rechtsradikale Akteure handeln können.
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