Nachbau einer historischen Nasspresse für die Mühle Liesebach

-Von der Idee in Niederzwönitz zur Verwirklichung auf dem Papierboden-

Bereits vor 10 Monaten startete eine Busladung Räbker Müller und Müllerinnen zu einem Besuch der ältesten noch funktionsfähigen Papiermühle Deutschlands, in Niederzwönitz (Erzgebirgskreis). Diese Tagestour, bei der vor allem die Produktion von Papier aus Lumpen wie einst im 7-Mühlen-Dorf Räbke im Fokus stand, hinterließ einen nachhaltigen Eindruck – auch wenn sich die teilnehmende Reisegruppe in diesem speziellen Fachbereich noch als „unbeleckt“ erwies. Ausgenommen hiervon waren die beiden erfahrenen Papiermacherinnen, die den Tag als persönliche Weiterbildung nutzen konnten.

Holzbearbeitung im Landkreis Gifhorn

Auf Basis der bereits im Haus der Papiergeschichte in Lachendorf bei Celle gewonnenen museumspädagogischen Impulse – ergänzt durch einen Besuch im Deutschen Erdölmuseum in Wietze – entstand in Niederzwönitz der entscheidende Impuls: Beim anstehenden Papier-Projekt der Mühle sollte durch eigene Hände Arbeit ein Beitrag zur Bewahrung und Vermittlung der historischen Papierherstellung in Räbke geleistet werden.

Der Verein konstruiert und baut selbst
Der Satz „Wir bauen die Nasspresse selbst“, den der Vorsitzende des Räbker Fördervereins Mühle Liesebach e. V., Klaus Röhr, im Ausstellungsraum des Technischen Museums äußerte, bildete den Ausgangspunkt für intensive Überlegungen. Es folgten Materialbestellungen und die Beauftragung von ehrenamtlichen Technikern, Ingenieuren, Meistern und weiteren Mitstreitern des Teams Spezielle Operationen (TSO). Parallel konnte die Finanzierung bereits durch großzügige Spenden sichergestellt werden – ganz ohne auf finanzielle Mittel aus dem europäischen LEADER-Programm zurückgreifen zu müssen.

Der Räbker Carsten Rademacher nimmt Maß

Historisch betrachtet spielt die Nasspresse eine zentrale Rolle in der Papierherstellung. Nachdem aus Lumpen oder anderen pflanzlichen Fasern eine feuchte Papierpulpe hergestellt und auf einem Sieb, dem sogenannten Deckel, zu einem Bogen geformt wurde, war dieser Bogen zunächst stark wasserhaltig und instabil. Die Aufgabe der Nasspresse besteht darin, diesen Zustand zu überwinden: Durch mechanischen Druck werden überschüssige Wasseranteile aus dem Papierbogen herausgepresst, wodurch die Fasern dichter zusammengehalten werden, und ein stabiles Endprodukt entsteht. Dieses Verfahren stellt somit vor dem Trocknen den letzten entscheidenden Schritt im historischen Produktionsprozess dar.

Die Presse hat ihren Platz gefunden
Mittlerweile ist die „neue historische“ Nasspresse im ostwärtigen Bereich des Papierbodens der Mühle aufgebaut. Dort soll sie symbolisch und maßstabsgetreu für einen der letzten Schritte im Produktionsablauf stehen. Technisch beeindruckt das Gerät durch eine leichtgängige Funktionalität und einen Trapezgewindetrieb, der bewusst mit Selbsthemmung konzipiert wurde – ein cleveres Detail, das sowohl Sicherheit als auch Präzision gewährleistet. Die harmonische geometrische Konstruktion der Presse unterstreicht das hohe handwerkliche Können, das in das Projekt eingeflossen ist. Zur Vervollständigung des Erscheinungsbildes wird die Maschine in Kürze mit einem farblosen Anstrich versehen. Dank ihres modularen Aufbaus lässt sie sich zudem unkompliziert zerlegen und für mobile Ausstellungen transportieren.

Das Endmontage-Team

Den Prozess erlebbar machen
Die letzten fehlenden Darstellungskomponenten – Papierbögen in den traditionellen Braunschweiger Maßen (31 cm x 39 cm) sowie passende Filzbögen – werden zeitnah aus Lachendorf/Papierfabrik Drewsen geliefert. Neben dem Deutschen Stampfwerk, dem sogenannten Räbker Vierzylinder, bildet die neue Nasspresse einen weiteren wesentlichen Baustein im praktischen Vermittlungsensemble zur Papierherstellung aus Lumpen. Ziel ist es, den statischen Anteil der Präsentation auf dem Papierboden zu minimieren und stattdessen haptische, bewegliche Elemente in den Vordergrund zu stellen.

Das Papier-Projekt der Mühle zeigt eindrucksvoll, wie ein engagiertes Netzwerk aus Sponsoren, kreativen Ingenieuren, Technikern und Handwerkern die historische Papierherstellung neu interpretieren und erlebbar machen kann.

 

 

,