Vor 80 Jahren: Sieben britische Soldaten starben bei Bomber-Abschuss nahe Ramlingen

Seit fast 100 Jahren (seit 1925) erinnert das Gefallenendenkmal auf dem Friedhof in Ramlingen an die Kriegsopfer des Dorfes. Seit 2022 gibt es im Ortsrat den konkreten Plan, das Denkmal als Erinnerungsort zu erweitern und dieses Vorhaben gemeinsam mit der Dorfgemeinschaft umzusetzen. In diesem Sommer trafen sich interessierte Bürgerinnen und Bürger bereits zu einem Gespräch über das Projekt. Der zweite Termin dieses Denkmal-Dialogs ist am 27. Oktober um 17 Uhr in den Räumlichkeiten der Freiwilligen Feuerwehr. 

Sven Voigt, Ortsratsmitglied und Historiker, hat im Zuge der Erweiterungs-Planung zu Kriegsschicksalen mit lokalem Bezug recherchiert und ist u.a. auf dieses Ereignis gestoßen: Ende September 1943, also vor 80 Jahren, stürzte ein britischer Bomber von einem deutschen Jagdflugzeug in Brand geschossen nahe Ramlingen ab. Sieben Soldaten kamen dabei um und wurden auf dem Dorffriedhof bestattet. Nur eines der acht Besatzungsmitglieder überlebte.

Im folgenden Text berichtet Sven Voigt von den Ergebnissen seiner Recherche:

 

Ramlingen, 27. September 1943

Zum dritten Mal in zwei Monaten unternehmen die Alliierten am 27.09.1943 einen großen Fliegerangriff auf Hannover.  Eine Stunde vor Mitternacht erreichen fast 700 Flugzeuge die Region, darunter auch die Maschine EF118 des Typs Stirling III, einem Bomber mit 30 Metern Spannweite und acht Mann Besatzung. Fast alle sind zwischen 19 und 23 Jahre alt, der Pilot Maurice Hodson ist gerade 21.

Nach Einbruch der Nacht ist im Dorf Ramlingen in Richtung Hannover um 23 Uhr zunächst nur der rote Schimmer der Bombenangriffe zu sehen, wie bereits zuvor in den Nächten, während denen die Stadt angegriffen wurde.

Im Nordosten von Hannover wird der Bomber EF118 um kurz nach 23 Uhr in 5 Kilometer Höhe von Flak-Scheinwerfern erfasst, von einem deutschen Jagdflugzeug angegriffen und schließlich in Brand geschossen.

Einige Dorfbewohner sehen wohl die brennende Maschine auf das Dorf zufliegen und laufen rufend auf die Straße.

Der Bomber stürzt um 23.16 Uhr bei Ramlingen in der Nähe der Vier Akazien auf einen Kartoffelacker, nur knapp 500 Meter von den ersten Häusern entfernt.

Fast alle Crewmitglieder kommen bei dem Absturz ums Leben, nur dem Sergeant Robert Taylor gelingt es im letzten Augenblick, mit dem Fallschirm abzuspringen. Er verletzt sich bei der Landung, wird von einem Bauernpaar versorgt und später in ein Kriegsgefangenenlager in Polen gebracht; er überlebt den Krieg und kehrt 1945 nachhause zurück.

Die Crew der EF118 kurz vor ihrem letzte Flug. Von links: Bill Boyden, Robert Taylor, Jack Taylor, Brian Higginson, John Quar, Maurice Hodson, Dugald Wood; nicht im Bild der 2. Pilot Leonard Clay. Foto: Douglas Wood

Die sieben toten Briten werden auf dem Ramlinger Friedhof begraben, nur einige Meter von dem großen Gefallenendenkmal entfernt, das an die Toten des Ersten Weltkriegs erinnert – und ein Jahrzehnt später auch an die des Zweiten Weltkriegs erinnern wird.

Fast vier Jahre später werden die sieben britischen Soldaten im Mai 1947 umgebettet und finden auf dem Englischen Friedhof Hannover-Ahlem ihre letzte Ruhe.

Dieses Foto stammt von Oktober 1945, als der Bruder eines der verstorbenen Soldaten nach dessen Spuren sucht. Es zeigt die sieben Gräber am nordöstlichen Rand des Ramlinger Friedhofs. Foto: Douglas Wood

 

Autor: Winfried Leinweber

Redakteur, begeistert von und für Ramlingen-Ehlershausen. Hier ehrenamtlich aktiv für den Dorfverein. Ich lebe gerne hier und freue mich über alle, die dabei sind auf LandNews und im DorfFunk.